Wie können Apps zur Stressbewältigung beitragen?
Stress ist ein allgegenwärtiges Problem in unserer heutigen Gesellschaft und kann sich auf verschiedene Bereiche des Lebens auswirken, einschließlich der körperlichen und psychischen Gesundheit. Viele Menschen greifen daher zur Steigerung ihres Wohlbefindens auf Apps zurück, die uns bei der Stressbewältigung unterstützen können. Wie solche Apps zur Stressbewältigung beitragen und aktiv bei der Reduzierung des Stresslevels helfen, untersuchen die Teilprojekte C08/D10/D11.
Apps: Stressor und Stressbewältigung zugleich
Der Einsatz von Apps zur Stressbewältigung kann eine effektive Methode sein, um langfristig gesundheitsschädliches Verhalten, wie beispielsweise den übermäßigen Gebrauch des Smartphones durch positive Gewohnheiten zu ersetzen und somit das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Indem man Stressbewältigungsapps verwendet, kann man sich auf eine positive Art und Weise mit dem Thema Stress auseinandersetzen und geeignete Methoden zur Stressbewältigung erlernen. Stressbewältigungsapps sollten dabei jedoch immer als Ergänzung zu analogen Stressbewältigungsmaßnahmen, wie beispielsweise eine Therapie, angesehen werden. Richtig eingesetzt wirken sie orientierend, motivierend und inspirierend.
Dabei ist wichtig zu betonen, dass die Art und Weise, wie Stressbewältigungsapps verwendet werden, einen großen Einfluss darauf haben, wie sie wahrgenommen werden. Im schlimmsten Fall können Stressbewältigungsapps als Stressor (innere und äußere Reize, die Stress verursachen) wahrgenommen werden und nicht als Möglichkeit zur Stressbewältigung , indem sie in Kombination mit anderen installierten Apps Nutzer*innen mit Informationen und Aufgaben überlasten. Wenn man beispielsweise zu viele Benachrichtigungen von verschiedenen Apps erhält, kann dies zu einer Informationsüberflutung führen und dazu beitragen, dass sich die Person gestresst fühlt. Obwohl Apps viele Vorteile bieten, können sie auch dazu beitragen, Stress aufzubauen, wenn sie zu viel genutzt werden und die Person dadurch weniger Zeit für Entspannung und Ruhe hat. Ständige Benachrichtigungen und das ständige Checken von Nachrichten, E-Mails oder sozialen Medien können dazu führen, dass sich die Person gestresst fühlt und ihre Fähigkeit zur Entspannung beeinträchtigt wird. Diese Gefahr besteht besonders bei Tracking-Apps, wenn der andauernde Blick auf die Statistik in den Selbstoptimierungswahn führt. Wenn Apps jedoch in Maßen und bewusst genutzt werden, können sie dazu beitragen, den Stress zu reduzieren und die Produktivität zu steigern, indem sie die Aufgabenorganisation und die Zeitplanung verbessern. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden und sicherzustellen, dass die Nutzung von Apps nicht zu einem Stressor werden.
Angebote von Stressbewältigungsapps
Die Angebote von Stressbewältigungsapps weisen eine hohe Vielfalt in Abhängigkeit der jeweiligen Stressoren auf (wie Stressbewältigungsapps entwickelt werden sollten lesen Sie hier). Es ist deshalb sinnvoll Stressbewältigungsapps von ihrem Ansatz her in präventiv und problemorientiert zu unterscheiden.
Unter präventiven Stressbewältigungsapps werden beispielsweise Tracking- und Monitoring- Apps gefasst, welche das Nutzungsverhalten beobachten und analysieren, um Nutzer*innen einen Überblick über das eigene Nutzungsverhalten zu verschaffen. Das Ziel ist demnach ein Bewusstsein für die eigene Mediennutzung zu entwickeln und zu stärken, damit es erst gar nicht zu Stresssituationen kommt.
Problemorientierte Stressbewältigungsapps, wie Blocking- und Reward- Apps, verfolgen verschiedene Ansätze mit dem gleichen Ziel: Nutzer*innen zu einer Verhaltensänderung zu motivieren und gesundheitsschädliche Handlungen zu unterlassen. Blocking-Apps sind in der Lage bestimmte Anwendungen auf Grundlage der Analyse des eigenen Nutzungsverhaltens und voreingestellter Nutzungszeit für die jeweilige Anwendung zu blockieren. Dabei kann selbst eingestellt werden, nach wie viel Nutzungszeit eine Anwendung blockiert werden soll. Reward-Apps, also Belohnungsapps, motivieren Nutzer*innen mithilfe von Belohnungen, zum Beispiel über ein Punktesystem, dazu so wenig wie möglich eine bestimmte Anwendung/Seite aufzurufen. Hierdurch wird der stressauslösenden Situation sowohl vorgebeugt als auch Anreize geschaffen, gesundheitsschädliche Handlungen zu unterlassen.
Wiederum sind Entspannungs- und Achtsamkeitsapps in beiden Kategorien zu verorten, da sie sowohl präventiv als auch problemorientiert ansetzen. Beispielsweise beugen Meditationsapps mit gezielten Atemübungen Stress vor, unterstützen Betroffene durch Meditationsübungen gleichzeitig bei der Stressbewältigung und wirken dadurch problemorientiert.
Stressbewältigungsapps in Wissenschaft und Praxis
Wie solche Apps die Stressbewältigung in der Praxis ermöglichen, wird durch ein theoretisches Konzept einer Stressbewältigungsapp der oben genannten Teilprojekte vorgestellt. Auf der Grundlage von Sensordaten, welche ein Nutzerprofil erstellen, nutzt die Stressbewältigungsapp eine Kombination aus Empfehlungen und gezielten Maßnahmen, um die individuelle Stressbewältigung zu unterstützen. Durch die Erfassung personenbezogener Daten, hilft die Anwendung Nutzer*innen, ihr eigenes Stresslevel besser zu verstehen. Auf dieser Grundlage kann sie Bewältigungsstrategien empfehlen und aktiv eingreifen, um den Stress zu reduzieren, z. B., indem sie Push-Benachrichtigungen ausschaltet. Die empfohlenen Maßnahmen berücksichtigen dabei das Umfeld der betroffenen Person. Beispielsweise sind aufgrund des Arbeitsumfelds Bewältigungsstrategien wie Sport oder Schlafen möglicherweise unangemessen. Stattdessen schlägt die App Möglichkeiten der Stressbewältigung in Angemessenheit des Arbeitsumfeldes vor (wie z. B., eine Bildschirmpause). Auf diese Weise kann individuell zum jeweiligen Wohlbefinden beigetragen werden. Angesichts dessen ist eine solche Stressbewältigungsapp nicht nur für Privatpersonen interessant, sondern kann auch als Präventivmaßnahme von Krankenversicherungen und Unternehmen angeboten werden, um die Produktivität und Gesundheit von Patient*innen und Arbeitnehmer*innen zu verbessern.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Der Einsatz von Apps zur Stressbewältigung kann eine effektive Methode sein, um langfristig belastendes Verhalten, wie beispielsweise den übermäßigen Gebrauch des Smartphones durch positive Gewohnheiten zu ersetzen und somit das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Gesundheitsapps sind jedoch nicht in der Lage eine benötigte Therapie zu ersetzen, sondern können nur als Ergänzung dienen.
- Das Angebot von Apps zur Stressbewältigung orientiert sich an den Stressoren. Es wird deshalb zwischen präventiven und problemorientierten Apps unterschieden.
- Apps zur Stressbewältigung könnten in Zukunft von Krankenversicherungen, Unternehmen und anderen Gesundheitsdienstleistern als Präventivmaßnahme angeboten werden.
Autorin: Jasmin Rother