Digitaler Stress ist ein facettenreiches Phänomen mit Ursachen und Wirkungen auf vielen Ebenen: vom sozialen Umfeld und Verhalten über kognitive und affektive Prozesse bis hin zu kurz-, mittel-, und langfristigen physiologischen Veränderungen, welche sich bei chronischer digitaler Stressbelastung in ernstzunehmenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen niederschlagen können.
Stress zu erfassen bedeutet auch, seine Ursachen und Wirkungen auf einer oder mehreren dieser Ebenen zu messen. Konkret geht es beispielsweise darum, externe Reize und Belastungsfaktoren, individuelle Kompetenzen und Ressourcen, eingesetzte Coping-Strategien sowie kurz- und langfristige Beanspruchungsfolgen zu messen. Diese Vielfalt legt nahe, dass wir ein umfangreiches Instrumentarium brauchen, um digitalen Stress und verwandte Konzepte in ihrer Gesamtheit zu erfassen.
Die verschiedenen Erfassungsmethoden, die wir nutzen und weiterentwickeln, beinhalten beispielsweise strukturierte, validierte Fragebogenskalen, mit deren Hilfe Betroffene ihre subjektiv wahrgenommene Belastung und Beanspruchung einschätzen können. Auch physiologische Reaktionen, wie die Veränderung der Herzrate, Hautleitfähigkeit oder der Pupillengröße, nutzen wir, um Rückschlüsse auf digitalen Stress zu ziehen. Zum anderen kommen im Speichel und Haar messbare Biomarker, wie Cortisol und alpha-Amylase, und im Kapillarblut messbare Marker für Entzündungsprozesse zum Einsatz. Mit Sensoren in Fitnesstrackern, Smartphones, Mikrophonen und Kameras können wir zudem beispielsweise Mimik, Sprache und Verhalten studieren und hieraus Rückschlüsse auf Stressoren und Stressfolgen ziehen. Das alles erfordert natürlich die informierte Zustimmung und Teilnahme der jeweiligen Personen. Zu diesen und weiteren Methoden der Erfassung von Stress, Stressursachen und Stresswirkung tauschen wir uns über die einzelnen Projekte hinweg interdisziplinär aus, um digitalen Stress in all seinen Facetten zu erkennen und seine Erforschung weiter voranzutreiben.