Welche positiven Folgen kann
digitaler Stress haben?
Stress ist umgangssprachlich in unserer Gesellschaft negativ konnotiert. Jemand, der gestresst ist, dem geht es nicht gut. In der Wissenschaft ist Stress jedoch nicht zwangsläufig etwas Negatives. Für unsere Erklärung im Teilprojekt C07 ziehen wir das theoretische Konzept des „transaktionalen Prozesses“ heran, das zeigt, dass es verschiedene Faktoren gibt, die Stress verursachen können. Hierbei ist entscheidend, dass jeder Mensch diese Situationen, und auch die Nutzung digitaler Technologien generell, für sich interpretiert und dadurch bewertet. Die Bewertung kann dann positiv oder negativ ausfallen und so ggf. digitalen Stress hervorrufen.
Das Positive an digitalem Stress
Konkret zeigen unsere Forschungsergebnisse, dass ‚positiver‘ digitaler Stress dadurch entstehen kann, dass man eine herausfordernde Aufgabe annimmt und meistert. Dies kann sich im digitalen Kontext darin äußern, dass man etwa unter Zeitdruck neue Wege sucht, besser mit digitalen Technologien umzugehen – etwa Shortcuts in der Textverarbeitung verwendet. Man findet dann also aufgrund „stressenden“ Drucks etwa neue Wege und Lösungen mithilfe altbekannter digitaler Technologien. Dieses Aufbrechen alter Routinen wird als innovative IT-Nutzung bezeichnet und führt dazu, dass neue Wege gefunden werden, um Aufgaben sicherer, effizienter und effektiver zu lösen. Im Gegensatz dazu verhindert digitaler Stress, der nicht als Herausforderung, sondern als Bedrohung wahrgenommen wird, jede innovative Technologienutzung, da man auf vermeintlich sichere Routinen setzt oder digitale Technologien gleich ganz ablehnt.
Während bedrohender digitaler Stress die Leistungsfähigkeit also reduziert, kann sich herausfordernder digitaler Stress durch bessere Arbeitsleistung und innovativere Arbeit niederschlagen. Neben den wirtschaftlichen Interessen kann sich digitaler Stress auch positiv auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden auswirken, z.B. durch das gute Gefühl, eine Herausforderung gemeistert zu haben. Dennoch bleibt auch herausfordernder Stress körperlich eine Stressreaktion, mit allen verbundenen Auswirkungen.
Die Zukunft von positivem digitalem Stress
In Zukunft gilt es zu erforschen, wie man digitalen Stress für sich als Arbeitnehmer*in oder Unternehmen nicht nur vermeiden, sondern auch „richtig“ nutzen kann. Dazu muss genauer geklärt werden, was die Faktoren sind, die dazu führen, dass Stress als Herausforderung wahrgenommen werden kann. Daneben ist es eine individuelle Frage, warum Personen dieselbe Situation unterschiedlich erleben. Deshalb rücken die Individuen selbst in den Fokus der Forschung, um die Frage zu beantworten: Von welchen individuellen Unterschieden und Persönlichkeitsstrukturen hängt es ab, ob ein Mensch einen Stressfaktor als Herausforderung oder Bedrohung interpretiert?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Digitaler Stress wird abhängig von Individuum und Situation als Herausforderung oder Bedrohung wahrgenommen.
- Digitaler Stress als Herausforderung kann helfen, mit neuen, innovativeren Arten der IT-Verwendung die Herausforderungen zu meistern und damit alte Nutzungsroutinen zu überwinden. Dies kann mit besserer Arbeitsleistung und individuellem Wohlbefinden einhergehen.
- Digitaler Stress als Bedrohung kann IT-Nutzung, Arbeitsleistung und individuelles Wohlbefinden verschlechtern.
Autorin: Dana Schmauser